Koronare Bypass-Operationen retten täglich Leben. Eingriffe am offenen Herzen und Herztransplantationen wurden erst durch Tierversuche ermöglicht. Chirurgische Eingriffe am offenen Herzen retten heute das Leben von etwa einer halben Million Menschen pro Jahr allein in den USA. Sie sind zu Routineeingriffen geworden, dank jahrzehntelanger Tierforschung durch Wissenschaftler wie John Gibbon.
Gibbon war der erste, der die wohlbekannte Bypass-Technik am Herzen versuchte. Er arbeitete in den späten 1930ern mit einem externen Kreislauf an Katzen. In diesen frühen Experimenten testete er verschiedene Arten von Pumpen und Oxygenatoren. Hierbei entwickelte er eine künstliche Lunge, die auf einem sich drehenden hohlen Zylinder basierte, in welchen er das Blut tröpfeln ließ. Nach dem Zweiten Weltkrieg begannen Gibbon und seine Kollegen mit extensiven Versuchen an Hunden, um die Auswirkungen einer länger andauernden Umleitung des Bluts durch eine künstliche Lunge zu studieren. Später testeten sie die totale Herauslösung von Herz und Lunge aus dem Blutkreislauf. Dabei löste er das Problem der vielen entstehenden kleinen Blutklümpchen, indem er feine Filter in seinen künstlichen Kreislauf installierte. Nachdem er richtige Bypass-Operationen an Hundeherzen trainiert hatte, konnte er bis zu Beginn der 1950er die Mortalitätsrate der Hunde auf 12% reduzieren. Kurz darauf führte er die erste Operation am offenen Herzen eines Menschen unter Einsatz einer Herz-Lungen-Maschine durch. Die erste erfolgreiche Operation gelang an einem 18 Jahre alten Mädchen, dessen rechtes Herz aufgrund eines Vorhofseptumdefekts versagte. Eine 45-minütige Operation korrigierte den Defekt. Die Patientin erholte sich vollständig und war auch noch viele Jahre später gesund und munter.
Eine Schwierigkeit während dieser frühen Operationen war, dass das Herz nicht zu schlagen aufhörte und Blut austrat. Die Arbeit mit einem sich bewegenden Objekt war für den Chirurgen recht kompliziert. Versuche mit Hunden, Kaninchen und Ratten brachten den Nachweis, dass Kaliumzitrat sicher verwendet werden kann, um das Herz zum Stillstand zu bringen und dass kalte kardioplegische Lösung es in diesem Zustand schützt. Auch die Einsetzung künstlicher Herzklappen wurde an Hunden, Kaninchen, Meerschweinchen und Ratten entwickelt. Die minimal invasive Chirurgie in Form von biliodigestive Anastomosen wurde an jungen Schweinen getestet. Hierbei wurden operative Verbindungen zwischen Galle und Magen-Darm-Trakt hergestellt, die nach Abbinden des normalen Gallengangs zufriedenstellend Galle durchfließen ließen.
Michael DeBakey, wahrscheinlich der berühmteste Herzchirurg der Welt, gehört zu den Ersten, die am Herzen operierten. Über einen Zeitraum von 70 Jahren führte er mit außergewöhnlicher Geschicklichkeit und großem Urteilsvermögen 60.000 Operationen durch. Er operierte die Großen dieser Welt, darunter die US-Präsidenten John F. Kennedy, Lyndon B. Johnson und Richard Nixon, sowie Boris Jelzin, den Herzog von Windsor, König Hussein von Jordanien, den Schah von Persien und Stars wie Marlene Dietrich. Auf vielen Gebieten leistete er Pionierarbeit: bei Pumpen für Herz-Lungen-Maschinen, bei koronaren Bypass-Operationen, bei der Reparatur von Blutgefäßen und bei der Entwicklung des berühmten künstlichen Herzens, das er zusammen mit einem anderen Giganten der Chirurgie, seinem Studenten Denton Cooley, konstruierte.
Alle Entwicklungen, die DeBakey und seine Studenten hervorbrachten, basierten auf Experimenten mit Tieren. Obwohl DeBakey sebst privat mehrere Hunde als Haustiere hielt, führten sie ihre Studien insbesondere mit Hunden und Kälbern durch. Die Ehrungen, die DeBakey erhielt, aber auch die Universitätsgebäude oder die chirurgischen Instrumente, die nach ihm benannt sind, lassen sich kaum zählen.
Der „menschliche Chirurg“ DeBakey führte einen leidenschaftlichen Feldzug für Experimente an Tieren. Er stellte seinen superreichen Patienten, darunter Aristoteles Onassis und Stavros Niarchos keine Rechnungen, sondern er bat sie stattdessen um Spenden für die „Foundation for Medical Research“, die Tierversuche unterstützt. Diese Stiftung gibt jährlich 2 Millionen Dollar an die Baylor University und finanziert den „DeBakey Journalism Award“, der ein Schlaglicht auf den Nutzen der Tierforschung werfen soll.