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Ziel der Hirnforschung

Hirnforscher klären die Struktur und Funktion des Gehirns auf. Erst anhand eines tiefgreifenden Verständnisses ist es möglich, Menschen mit gestörten Hirnfunktionen zu heilen.

Nervenzelle im Lichtmikroskop
Nervenzelle im Lichtmikroskop (Bild: Max-Planck-Institut für Hirnforschung, Frankfurt)
Wie der eigene Körper funktioniert und warum wir so sind wie wir sind - das sind seit jeher die drängendsten Fragen der Menschheit. Das größte Rätsel gibt uns dabei unser Gehirn auf und - wenn wir ehrlich sind - haben wir trotz aller wissenschaftlichen Fortschritte die Arbeitsweise unseres Gehirns noch lange nicht bis ins Detail verstanden.

In der Anfangszeit der Hirnforschung lag das größte Interesse daran, den Aufbau des Organs zu ergründen. Die meisten bahnbrechenden anatomischen Arbeiten entstanden vor rund 100 bis 150 Jahren. Aber auch noch heute werden einzelne Gehirnstrukturen genauer untersucht. Lange stritten die Forscher darüber, welche Strukturen für die Informationsverarbeitung im Gehirn entscheidend seien. Heute sind sich die Wissenschaftler einig, dass das wichtigste biologische Grundelement der Informationsverarbeitung die Nervenzelle (oder Neuron) darstellt.
 
Wird die Wahrnehmung durch den Verstand oder durch die Sinne bestimmt? (Bild: René Descartes, 1677/zvg)
Wird die Wahrnehmung durch den Verstand oder durch die Sinne bestimmt? (Bild: René Descartes, 1677/zvg)
Bereits vor mehr als 100 Jahren entdeckte man, dass ein Zusammenhang zwischen biologischer Struktur und Funktion besteht. Das bedeutet, dass bestimmte Hirnabschnitte auf bestimmte Funktionen spezialisiert sind. So fand man beispielsweise an hirnverletzten Soldaten heraus, dass je nach Ort der Kopfverletzung das Sprechen und Sprachverständnis unterschiedlich beeinträchtigt war. Sehr viel schwieriger ist die Frage nach dem Sitz des Bewusstseins. Hier haben wir bisher nur indirekte Information gewonnen, welche Hirnstrukturen eine Rolle dabei spielen können. Für die Erforschung analysieren Neurowissenschaftler verschiedene Krankheiten, die mit Bewußtseinsstörungen einhergehen.
 
Neben dem Bewusstsein gibt aber auch noch viele andere wichtige Hirnfunktionen, die erst noch gründlich studiert werden müssen, bevor wir sie endgültig verstehen. Studien an Patienten haben uns gezeigt, dass der Motorkortex eine Gehirnregion ist, die für die Fortbewegung eine große Rolle spielt. Verletzungen in diesem Bereich führen zu Behinderungen im Bewegungsapparat. Wir wissen allerdings nicht, welche Mechanismen überhaupt die komplexe Bewegungsabläufe ermöglichen und wie unser Gehirn verloren gegangene Funktionen durch Training und Rehabilitation wieder herstellen kann.
Links: Gehirnschema mit primärem Motorkortex (rot markiert)
Gehirnschema mit primärem Motorkortex (rot markiert)
Mitte: Körperrepräsentation im Motorkortex
Körperrepräsentation im Motorkortex
Rechts: Linke Hälfte eines menschlichen Gehirns mit eingfärbtem Motor und Prämotorkortex
Linke Hälfte eines menschlichen Gehirns mit eingfärbtem Motor und Prämotorkortex
Solange wir die grundlegenden Hirnfunktionen und ihr Zusammenspiel im gesunden Gehirn nicht verstehen, können wir kein computergestütztes Modell entwickeln, das Menschen mit angeborenen oder erworbenen Fehlfunktion des Gehirns helfen könnte, diese Fähigkeiten wieder herzustellen.