Notwendige Forschung an Tieren darf die Suche nach Alternativen nicht ausschließen.
Unser Handeln erfolgt gemäß des 3R-Prinzips: Reduce, Refine, Replace.Das Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik stellt sicher, dass bei allen Versuchen die gesetzlichen Regeln und Vorschriften genauestens eingehalten werden. Intern werden hierzu sowohl wissenschaftliche und nicht-wissenschaftliche Mitarbeiter regelmäßig unterrichtet und überprüft. Das geringste Fehlverhalten wird nach strengen Maßstäben verfolgt und sanktioniert.
Zur Beurteilung unserer Versuche ziehen wir das „3R-Prinzip“ heran.
Dieses fordert:
- die Anzahl der Versuchstiere zu reduzieren (Reduce - Vermindern);
- die Untersuchungsmethoden zu verfeinern (Refine - Verbessern);
- durch neue Methoden Tierversuche zu ersetzen (Replace - Vermeiden).
Das 3R-Prinzip in Theorie und PRaxisAuch wenn Forschung an Tieren notwendig ist, darf die Suche nach Alternativen nicht vernachlässigt werden. Das Konzept der drei Rs ist ein zentraler Bestandteil der heutigen Versuchsplanung, der auch in unserem Labor Anwendung findet.
Reduction - Vermindern„Reduction“ hat das Ziel die Anzahl der Versuchtiere auf ein Minimum zu vermindern - und gleichzeitig dieselbe Informationsmenge zu gewinnen. Praktisch kann dies erreicht werden, indem dieselben Tiere von verschiedenen Forschern eingesetzt werden. Auch durch eine Verbesserung der statistischen Auswertungmethoden ist eine Reduzierung der nötigen Tiere in einem Versuch möglich.
In unserem Labor reduziert allein die Anwendung bestimmter Techniken wie etwa die strukturelle und funktionelle MRI die benötigte Tieranzahl pro Studie ganz wesentlich. Diese bildgebende Methode weist auf die Lage von Neuronen hin, die an der zu erforschenden Aufgabe direkt beteiligt sein könnten und erlaubt damit die exakte Positionierung der Ableitkammern.
Refinement - Verbessern„Refinement“ zielt auf eine Verbesserung der bereits vorhandener Arbeitsmethoden hin, um etwaige Unannehmlichkeiten für die Tiere so gering wie möglich zu halten. In diesem Zusammenhang ist der Einsatz neuer schmerzstillender Medikamente oder eine verbesserte Überwachung möglicher Schmerzanzeichen beim Tier denkbar.
Um jedwedes Unbehagen für die Tiere zu minimieren, haben wir in unserem Labor eine ganze Reihe neuer Techniken eingeführt. Zum größten Teil sind das Vorgehensweisen, die bereits seit langem bei Operationen am Menschen üblich sind. So werden operative Eingriffe bei uns unter streng sterilen Bedingungen durchgeführt. Unser Personal ist in der prä-, intra- und postoperativen Versorgung speziell ausgebildet. Durch die richtige Vorbereitung, Kleidung, Hygiene und Einhaltung OP-üblicher Techniken reduzieren wir so zum einen die reine Operationsdauer, zum anderen minimieren wir dadurch die Wahrscheinlichkeit einer anschließenden Infektion beim Tier. Eine weitere wichtige Verbesserung ist die genaue technische Überwachung des Tiers unter Narkose. Hierzu setzten wir ein vollwertiges Gerät ein, dass nicht nur Herzschlag, Körpertemperatur und Atemgase aufnimmt, sondern auch Parameter wie Sauerstoffsättigung und Blutdruck - alles direkte Indikatoren für Schmerz oder Unwohlsein. Und letztendlich stellen wir unsere Implantate wie Ableitkammern und Fixiervorrichtungen ausschließlich aus gewebekompatiblen Materialien her. Jedes Tier bekommt dabei sein individuelles Implantat, das genau an seine Kopfform angepasst ist. Dadurch wird die Reizung der Haut und die Wahrscheinlichkeit einer Infektion möglichst gering gehalten.
Das Ziel von "Refinement" ist auch, das gleiche Resultat mit weniger Messungen oder weniger invasiven Methoden zu erreichen. Dies wird durch die Einführung neuer technischen Entwicklungen ermöglicht. In unserem Labor benutzen wir beispielsweise verbesserte Mikroelektroden zur Ableitung von Nervenzellimpulsen. Diese können die Aktivität sogar von mehreren Zellen registrieren.
Replacement - Vermeiden„Replacement“ bedeutet, dass anstelle von Tierversuchen die wissenschaftliche Modelle oder Methoden Anwendung finden, die keine Tiere benötigen. Die von Tierversuchsgegnern am häufigsten vorgeschlagenen Methoden sind
In-vitro-Studien, Mikrodosierung, Computersimulationen und funktionelle MRI.