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Cochlea Implantate

Viele gehörlose Menschen könnne mithilfe eines Cochlea Implantats gesprochene Sprache verstehen.Hörschäden sind weit verbreitet. Bei jedem dritten Erwachsenen über 60 Jahre und jedem zweiten über 75 Jahre lässt die Hörleistung deutlich nach. Daneben wird eines von 1000 Kindern taub geboren.

Die meisten Hörschäden beruhen auf dem Verlust von Haarzellrezeptoren im Innenohr. Diese sitzen in der Hörschnecke, oder Cochlea, und wandeln die  Geräusche aus der Umgebung in neuronale Signale um. Über den Hörnerv wird die Information an das Gehirn weitergeleitet, wo es ausgewertet und als Motorbrummen, Klavierton oder Gesang interpretiert wird. Da trotz Schädigung der Haarzellrezeptoren diese Weiterleitung funktionsfähig ist, ist es möglich das Gehirn mit einer Kochlearprothese zu stimulieren. Die Basis für das Kochlearimplantat bildet dabei ein spezielles elektrisches Gerät zur Mikrostimulation.

Die Behandlung erworbener oder angeborener Taubheit mithilfe von Cochlea Implantaten hat sich in den letzten Jahrzehnten rasant entwickelt. Cochlea Implantatsysteme haben sich von den frühen experimentellen Kabeln und Pfosten zu ausgeklügelten Mehrkanalgeräten entwickelt, die den gehörlosen Patienten volle Teilnahme an der hörenden Welt ermöglichen. Bereits in den 1930ern erfolgte die erste elektrische Stimulation des menschlichen Hörnervs. Ende der 50er und Anfang der 60er Jahre erfolgen die ersten Implantationen an Patienten. Der Langzeitnutzen der ersten Geräte war jedoch sehr gering. Erst intensive Forschung mit Tierstudien hat ermöglicht, dass heute Elektroden sicher eingesetzt werden können und über lange Zeiträume funktionieren.

Es ist vor allem der tierexperimentellen Grundlagenforschung zu verdanken, dass die Struktur und Funktion der Kochlea so gut entschlüsselt ist. Auch die Konsequenzen einer chronischen elektrischen Stimulation des Hörnervs wurden anhand von elektrophysiologische Studien an Katzen erforscht. Diese Versuche zeigten, dass das Implantat zu langfristigen Veränderungen im Mittelhirn führt. Das Gehirn kann sich also an das verbesserte Hören anpassen, indem es wichtige Hörbereiche umstrukturiert und reorganisiert - und so Signale des Implantats wie natürliche sensorische Information behandelt.

Dank Tierversuchen konnten Ende der 1970er Jahre die ersten beiden Multikanalprozessoren bei Menschen eingepflanzt werden. Diese ermöglichen erstmals, gesprochene Sprache zu verstehen, ohne von den Lippen ablesen zu müssen. Heutzutage tragen mehr als 60.000 Menschen weltweit (darunter auch Kinder) Cochlea Implantate zur Wiederherstellung ihres Hörvermögens.

Leider fällt der praktische Erfolg immer noch sehr unterschiedlich aus. Im Durchschnitt kann ein Cochlea Implantat-Nutzer bei ruhiger Umgebung Telefongespräche führen. Manche Patienten profitieren jedoch kaum von der Implantation. Die Qualität der Geräte ist auf jeden Fall optimierbar: Selbst die modernsten Systeme können das natürliche Hörvermögen derzeit nur ansatzweise wiederherstellen. Daher gilt es in weiteren Tierversuchen die Cochlear Implantationstechnik weiter zu verbessern.